Sekundärprävention von Kindesmißhandlung und sozialtherapeutische Nachsorge: Forschungsbericht
Von 2001 bis 2011 wurden im Kinderschutz-Zentrum Leipzig sexuelle und körperliche Kindesmißhandler zur Prävention von Rückfällen therapeutisch betreut. Eine Gruppe der Teilnehmer nahm hauptsächlich in Form von Einzelgesprächen an der Therapie teil, wobei Angehörige (z.B. die Ehefrau) zusätzlich eingeladen werden konnten. Einem anderen Teil der Klienten wurde bis Sommer 2008 das Leipziger Selbstkontrolltraining als curriculares Gruppenverfahren angeboten. Ab August 2008 wechselte die Durchführung des Selbstkontrolltrainings an die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK). Die Zielgruppe wurde auf Gewalt- und Sexualstraftäter erweitert. Die therapeutische Begleitung begann bereits ein Jahr vor der Entlassung in den Justizvollzugsanstalten Waldheim, Torgau und Leipzig. Nach der Haft wurde sie nahtlos und mit personeller Kontinuität in ambulanter Form fortgeführt. Der frühe Beginn der Nachsorge und die Kontinuität der therapeutischen Arbeitsbeziehung über das Haftende hinaus erwiesen sich als bedeutsam für die Motivation zur Inanspruchnahme des Angebotes. In einem varianzanalytischen Untersuchungsplan werden hier die längsschnittlichen Effekte der therapeutischen Begleitung beschrieben und mit den Veränderungen einer unbehandelten Gruppe von Kindesmißhandlern in Haft verglichen. Die Ergebnisse zeigen, daß sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie mit deutlichen Veränderungen der Täterpersönlichkeit einhergehen. Die Therapie am Kinderschutz-Zentrum erhöhte dabei vor allem die Empathiefähigkeit, während die Gruppenteilnahme im Modellprojekt an der HTWK Leipzig stärker zur Verbesserung der Selbstkontrolle der Täter beitrug. Defizite wie Aggressivität, paranoides Mißtrauen, Unsicherheit, emotionale Labilität, Depressivität und Somatisierung nahmen in beiden Projekten ab.
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Sekundärprävention von Kindesmißhandlung und sozialtherapeutische Nachsorge: Forschungsbericht
Von 2001 bis 2011 wurden im Kinderschutz-Zentrum Leipzig sexuelle und körperliche Kindesmißhandler zur Prävention von Rückfällen therapeutisch betreut. Eine Gruppe der Teilnehmer nahm hauptsächlich in Form von Einzelgesprächen an der Therapie teil, wobei Angehörige (z.B. die Ehefrau) zusätzlich eingeladen werden konnten. Einem anderen Teil der Klienten wurde bis Sommer 2008 das Leipziger Selbstkontrolltraining als curriculares Gruppenverfahren angeboten. Ab August 2008 wechselte die Durchführung des Selbstkontrolltrainings an die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK). Die Zielgruppe wurde auf Gewalt- und Sexualstraftäter erweitert. Die therapeutische Begleitung begann bereits ein Jahr vor der Entlassung in den Justizvollzugsanstalten Waldheim, Torgau und Leipzig. Nach der Haft wurde sie nahtlos und mit personeller Kontinuität in ambulanter Form fortgeführt. Der frühe Beginn der Nachsorge und die Kontinuität der therapeutischen Arbeitsbeziehung über das Haftende hinaus erwiesen sich als bedeutsam für die Motivation zur Inanspruchnahme des Angebotes. In einem varianzanalytischen Untersuchungsplan werden hier die längsschnittlichen Effekte der therapeutischen Begleitung beschrieben und mit den Veränderungen einer unbehandelten Gruppe von Kindesmißhandlern in Haft verglichen. Die Ergebnisse zeigen, daß sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie mit deutlichen Veränderungen der Täterpersönlichkeit einhergehen. Die Therapie am Kinderschutz-Zentrum erhöhte dabei vor allem die Empathiefähigkeit, während die Gruppenteilnahme im Modellprojekt an der HTWK Leipzig stärker zur Verbesserung der Selbstkontrolle der Täter beitrug. Defizite wie Aggressivität, paranoides Mißtrauen, Unsicherheit, emotionale Labilität, Depressivität und Somatisierung nahmen in beiden Projekten ab.
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Sekundärprävention von Kindesmißhandlung und sozialtherapeutische Nachsorge: Forschungsbericht

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by Torsten Klemm
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Von 2001 bis 2011 wurden im Kinderschutz-Zentrum Leipzig sexuelle und körperliche Kindesmißhandler zur Prävention von Rückfällen therapeutisch betreut. Eine Gruppe der Teilnehmer nahm hauptsächlich in Form von Einzelgesprächen an der Therapie teil, wobei Angehörige (z.B. die Ehefrau) zusätzlich eingeladen werden konnten. Einem anderen Teil der Klienten wurde bis Sommer 2008 das Leipziger Selbstkontrolltraining als curriculares Gruppenverfahren angeboten. Ab August 2008 wechselte die Durchführung des Selbstkontrolltrainings an die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK). Die Zielgruppe wurde auf Gewalt- und Sexualstraftäter erweitert. Die therapeutische Begleitung begann bereits ein Jahr vor der Entlassung in den Justizvollzugsanstalten Waldheim, Torgau und Leipzig. Nach der Haft wurde sie nahtlos und mit personeller Kontinuität in ambulanter Form fortgeführt. Der frühe Beginn der Nachsorge und die Kontinuität der therapeutischen Arbeitsbeziehung über das Haftende hinaus erwiesen sich als bedeutsam für die Motivation zur Inanspruchnahme des Angebotes. In einem varianzanalytischen Untersuchungsplan werden hier die längsschnittlichen Effekte der therapeutischen Begleitung beschrieben und mit den Veränderungen einer unbehandelten Gruppe von Kindesmißhandlern in Haft verglichen. Die Ergebnisse zeigen, daß sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie mit deutlichen Veränderungen der Täterpersönlichkeit einhergehen. Die Therapie am Kinderschutz-Zentrum erhöhte dabei vor allem die Empathiefähigkeit, während die Gruppenteilnahme im Modellprojekt an der HTWK Leipzig stärker zur Verbesserung der Selbstkontrolle der Täter beitrug. Defizite wie Aggressivität, paranoides Mißtrauen, Unsicherheit, emotionale Labilität, Depressivität und Somatisierung nahmen in beiden Projekten ab.

Product Details

ISBN-13: 9783866609914
Publisher: Leipziger Literaturverlag
Publication date: 02/18/2013
Series: First Superhero #01
Sold by: Zeilenwert
Format: eBook
File size: 2 MB
Language: German

Table of Contents

Inhalt EINFÜHRUNG TÄTERTHERAPIE AM KINDERSCHUTZ-ZENTRUM LEIPZIG Hintergrund und Fragestellungen Therapeutische Angebote Intramurale Therapie Ambulante Therapie Themen in der Einzeltherapie Leipziger Selbstkontrolltraining (SKT) Zur Offenlegung der sexuellen Kindesmißhandlung in der Gruppe Methode Teilstichproben Drop-out Erhebungsverfahren Stichprobenbeschreibung Längsschnittvergleiche Kurzzeit-Therapieeffekte (N=56) Therapeutische Wirkungen nach einem Jahr (N=37) Was bringt die zweite Halbzeit? Katamnese-Befragungen (N=14) Veränderungen in der Kontrollgruppe (N=41) Differenzielle Therapiewirkungen Therapie in Freiheit vs. Haft SKT-Gruppen- vs. Einzeltherapie Unterschiede der einzelnen Tätertypen Korrelationsanalyse Interpretation MODELLPROJEKT JVA WALDHEIM – HTWK LEIPZIG Erkenntnisse aus dem Vorgängerprojekt 2001 – 2007 Zur Konzeption des Modellprojekts 2008 – 2011 Überweisungskontexte Weiterentwicklung der therapeutischen Angebote Einbeziehung des Projekts in die praxisbezogene Lehre Methodische Professionalisierung Die Teilnehmer des Modellprojekts Klienten Gründe zur Beendigung der sozialtherapeutischen Nachsorge Die Kontrollgruppen Erhebungsmethodik Die Ausgangssituation Stichprobenbeschreibung und Vergleich mit den Kontrollgruppen Ausgangspositionen im Konfliktverhalten Verlaufsanalyse Kontrollgruppen Therapieverlauf: Differenzen zur Baseline Kontrollgruppenvergleich Differentielle Therapieeffekte Therapiewirkungen in den angebotenen Settings Wirkung der Einzelgespräche Wirkungen der Grundstufe des SKT Wirkungen der Aufbaustufe des SKT Einzelgespräche vs. Gruppentherapie Wirkunterschiede in den Zielgruppen Tatverarbeitung retrospektiv Alltagskonflikt &quo;Allein gelassen werden“ vs. Tatverarbeitung Tatverarbeitung im Verlauf Qualitative Befragungen Qualitative Selbsteinschätzung der Klienten Fremdeinschätzung durch die Gesprächsleiter FAZIT Zum gesellschaftlichen Kontext der Straftäterbehandlung Möglichkeiten und Grenzen sozialtherapeutischer Nachsorge Verantwortungsübernahme statt &quo;Heilung“ – vier Fallbeispiele Institutionelle Rahmenbedingungen Schweigepflicht statt Offenheit in alle Richtungen Beziehungsstiftendes Übergangsmanagement statt Verwaltung der Aktenübergabe Literatur
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