eBook1. Auflage (1. Auflage)
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Overview
Product Details
ISBN-13: | 9783841211781 |
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Publisher: | Aufbau Digital |
Publication date: | 05/02/2016 |
Series: | Emma Klar ermittelt , #1 |
Sold by: | Libreka GmbH |
Format: | eBook |
Pages: | 256 |
File size: | 2 MB |
Language: | German |
About the Author
Katharina Peters, Jahrgang 1960, schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie ist passionierte Marathonläuferin, begeistert sich für japanische Kampfkunst und lebt am Rande von Berlin.
Read an Excerpt
Todesstrand
Ein Ostsee-Krimi
By Katharina Peters
Aufbau Digital
Copyright © 2016 Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinAll rights reserved.
ISBN: 978-3-8412-1178-1
CHAPTER 1
Die Stadt hatte sie bereits am Vorabend mit schönstem Sommerwetter empfangen. Am Marktplatz tummelten sich Touristen, buchten Rundfahrten und beäugten die Kirchen der Hansestadt. Emma war früh aufgewacht und hatte nach einem kleinen Frühstück einen Spaziergang am Alten Holzhafen und durch die engen Kopfsteinpflastergassen der Altstadt unternommen. Keine Frage – Wismar verbreitete heiteren Charme und bot auch sonst einiges von dem, was ihr wichtig war. Dennoch – der ursprüngliche Plan war ein anderer gewesen, und sie fragte sich zum gefühlt hundertsten Mal, ob sie, umgeben und durchdrungen von trügerischer Beschaulichkeit, im Begriff war, eine falsche Entscheidung zu treffen.
Emma betrat einen Coffee-Shop in der Sargmacherstraße, wo sie mit Johanna Krass, Sonderermittlerin des Bundeskriminalamtes in Berlin, verabredet war. Der Treffpunkt war Krass' Idee gewesen, und Emma hatte ihrer Stimme angehört, dass sie der Straßenname amüsierte. Dabei war Johanna Krass ganz sicher keine Persönlichkeit, die mit Humor punktete, weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick. Auf den dritten allerdings schon.
In den letzten zwei Monaten hatten sie sich einmal in Dresden getroffen, wo Emma bis vor ungefähr zwei Jahren dem LKA angehört hatte, einmal in Berlin. Vor der ersten Begegnung hatte Johanna sich selbst beschrieben, höchst zutreffend, wie Emma dann feststellen konnte: "Man sieht mir an, dass ich die fünfzig überschritten habe, und noch deutlicher sieht man mir an, dass mir das völlig schnurz ist. Und was mir kaum jemand abnimmt, ist die Kommissarin, schon gar vom BKA, sofern man damit die Vorstellung von einer seriösen und hochangesehenen Behörde verbindet."
Damit lag sie hundertprozentig richtig. Johanna Krass machte auch bezüglich ihres Outfits keinerlei Hehl aus ihrer Unangepasstheit; sie trug am liebsten Outdoor-Klamotten und verstaute ihren Kram in einem abgewetzten Lederrucksack. Man hätte wetten können, dass Johannas kantiges Gesicht, in dem große blaue Augen vorherrschten, noch niemals mit Make-up in Berührung gekommen war. Es war die skurrile Persönlichkeit der älteren Kommissarin und ihre gelassene Hartnäckigkeit, die Emma veranlasst hatten, ihrem Vorschlag einer Zusammenarbeit keine vorschnelle Absage zu erteilen, sondern das Für und Wider gut durchdacht abzuwägen.
"Geben Sie der Idee eine Chance, und lehnen Sie nicht sofort ab", hatte Krass sie gebeten.
Emma hatte nach der ersten Kontaktaufnahme mit Hilfe ihres Exkollegen Patrick Koboch in Erfahrung gebracht, dass Johanna in ständigem Clinch mit ihrer Vorgesetzten lag, die sie seit einigen Jahren wohl auch aus diesem Grund am liebsten auf Dienstreise schickte. Krass hatte vornehmlich in Niedersachsen, wo sie aufgewachsen war, alte Fälle bearbeitet – sehr eigenwillig und mit einigem Erfolg, wenn man sie einfach machen ließ. Die erfahrene Beamtin galt als schroff und wenig teamfähig, sie nahm selten ein Blatt vor den Mund, auch Kollegen gegenüber nicht. Es hieß, dass sie längst suspendiert worden wäre, wenn nicht ein hoher BKA-Beamter sich immer wieder für sie starkgemacht hätte – warum, wusste niemand, aber eine lange zurückliegende Affäre wurde uncharmanterweise gar nicht erst in Betracht gezogen.
Emma bestellte einen Caffè Latte und nahm in der hintersten Ecke des Lokals Platz. Zwei Tische weiter saß ein Liebespaar, daneben hatten es sich zwei junge Frauen bequem gemacht, die augenscheinlich Wichtiges zu besprechen hatten, Handys summten, der Milchaufschäumer zischte, ein Lachen flog durch den Raum, Stühlescharren. Die Türglocke schlug an, und Johanna betrat das Café – eine kleine hagere Gestalt, olivgrün und schwarz gekleidet. Der Rucksack baumelte achtlos über ihrer Schulter. Sie bestellte Kaffee und Kuchen und drängte sich mit ihrem Tablett durch den Gang in Emmas Richtung. Zwei, drei Gäste folgten ihr mit irritierten Blicken.
"Nettes Städtchen, oder?", fragte Johanna statt einer Begrüßung, wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern machte sich sofort mit sichtlichem Appetit über den Kuchen her.
Emma deutete ein Nicken an und versuchte, ihre abrupt aufsteigende Unruhe zu ignorieren. Das kannte sie schon – das plötzliche Flattern in der Brust, der beschleunigte Atem, der heftige Impuls davonzustürzen, von einem Augenblick auf den anderen, ohne Erklärung, ohne Worte, nur weg ... Aber der lautlose Aufruhr ließ sich in diesem Moment nicht einfach durch Missachtung auflösen, also atmete Emma tief aus und beschwor das Bild vor ihr inneres Auge, das die Kraft hatte, das Gefühl der Bedrängnis abzuschwächen und allmählich ausklingen zu lassen, statt sich zu einer Panikattacke aufzubäumen: Unter Wasser. Luftblasen. Schwerelosigkeit. Stille. Der Frieden des inneren Atems. Andere Gewaltopfer mit ihrer Geschichte hätten sich nie wieder in die Nähe von, geschweige denn ins Wasser getraut, Emma suchte immer wieder das Element auf, in dem sie das Überleben gelernt hatte –, zumindest tat sie das in vollem Bewusstsein, seitdem ihr klar geworden war, dass sie sich nicht länger verstecken oder weglaufen wollte.
"Ich komme gerade aus Rostock", ergriff Johanna wieder das Wort. "Dort sind wir jetzt so weit." Ihr Blick glitt über Emmas Gesicht. "Ich bin mit den Vorbereitungen sehr zufrieden."
"Schön."
"Alles okay mit Ihnen?"
"Aber ja."
"Gut. Wir müssen heute eine Entscheidung über den Wismarer Standort treffen."
"Das dachte ich mir schon."
"Meiner Ansicht nach ist er ideal – als Außenstelle von Rostock und dennoch eigenständig."
Ich sehe mir wie besprochen den Laden an, und dann verschwinde ich, durchfuhr es Emma. Sie trank einen Schluck Kaffee. Ihre Unterlippe zitterte. Was für eine absurde Idee, mit einer alten, verschrobenen BKA-Frau gemeinsame Sache machen zu wollen. Der ursprüngliche Gedanke, ihr Ding allein durchzuziehen – ohne BKA oder sonstige Dienststellen im Hintergrund –, war der richtige gewesen: unauffällig, effizient, losgelöst von Ämtern und Vorgesetzten, ohne die Gefahr undichter Stellen. Bereits jetzt wussten viel zu viele Leute von ihrer neuen Identität, von dem Plan verdeckter Ermittlungen, getarnt durch die harmlose Betätigung in einer Allerweltsdetektei, die untreuen Ehemännern und säumigen Schuldnern hinterherschnüffelte.
"Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?", scheuchte Johanna sie aus ihren Gedanken auf.
"Ich habe über den Vorschlag, wie versprochen, lange nachgedacht, aber ... ich denke, wir haben keine Chance", erwiderte Emma nach kurzem Überlegen ohne Umschweife. "Bestenfalls erreichen wir nichts, und schlimmstenfalls fliegt meine Deckung sehr schnell auf. Ich will in kein Team gepresst werden, dem ich über jeden meiner Schritte Rechenschaft schuldig bin."
"Das wären Sie keineswegs, aber okay ..." Johanna nickte nachdenklich, rührte im Rest ihres Kaffees herum, schob die letzten Kuchenkrümel zusammen und zuckte schließlich mit den Schultern. "Ich werde Ihre Entscheidung natürlich akzeptieren."
"Gut." Emma atmete erleichtert aus.
Johanna legte den Löffel beiseite und blickte einen Moment zum Fenster hinaus. "Es war Ihre Idee gewesen, als Privatdetektivin aktiv zu werden", ergriff sie dann erneut das Wort. "Ein hervorragender Einfall übrigens. Sie wollen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, mindestens."
"Als Einzelkämpferin komme ich wesentlich weiter als eingebunden in einen schwerfälligen Apparat mit hundert Mitwissern und vor allen Dingen Besserwissern."
Johanna zuckte mit den Achseln. "Wir haben diese Diskussion schon mehrfach geführt, Emma. Ich weiß, was Sie beunruhigt, oder kann es mir zumindest gut vorstellen, ebenso Ihre grundlegenden Bedenken, und Sie kennen meinen Standpunkt. Ich denke, dass Sie angesichts der vereinbarten Grundsätze für unsere Zusammenarbeit die falschen Schlussfolgerungen ziehen. Der schwerfällige Apparat, der ganz schön flott agieren kann, wenn man ihn zu nutzen weiß, schaltet sich nur ein, wenn wir ihn anfordern und seine Unterstützung erbitten, ansonsten bestimmen wir, wo es langgeht, und ungefragte Einmischung verbitten wir uns."
Emma hob eine Braue. "Tatsächlich? Verraten Sie mir doch mal, seit wann sich das BKA von solchen Forderungen und Vereinbarungen beeindrucken lässt?"
"Ich stelle die Frage andersherum: Seit wann lasse ich mir vom BKA dazwischenfunken?" Johanna ließ für Sekundenbruchteile ein wölfisches Grinsen aufblitzen. Dann beugte sie sich vor und hielt Emmas Blick fest. "Sie werden auf sich allein gestellt nicht sehr weit kommen, nicht nur was die technischen und logistischen Möglichkeiten betrifft – oder aber erneut in große, nicht einschätzbare Gefahr geraten."
Emma gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen.
"Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass wir zu zweit, unterstützt durch die Rostocker Detektei sowie hochprofessionelle Rückendeckung, eine gute Chance haben", fuhr Johanna fort. "Wie wollen Sie im Alleingang diesem Typen und seinen Leuten nachspüren, wenn Sie hier oben an der Küste so ganz zufällig, oder auch weniger zufällig, als Wald-und-Wiesen-Detektivin deren Spur aufnehmen? Mit Fernglas, Fotoapparat und Notizbuch? Unterstützt durch ein bisschen Internetrecherche und Schnüffeltechnik, wie sie die Privaten gerne nutzen? Wohl kaum, oder? Und wie soll es dann weitergehen? Wir reden hier über ein mit großer Wahrscheinlichkeit weitverzweigtes Netz im Bereich der Organisierten Kriminalität. Ist Ihnen das eigentlich in seiner ganzen Schärfe bewusst? Wie gelangen Sie an Material, das vor Gericht Bestand hat? Wie wollen Sie Nägel mit Köpfen machen?"
Emma verschränkte statt einer Antwort die Arme vor der Brust. Es ist doch ganz einfach, dachte sie. Der ganze OK-Kram ist mir scheißegal, gerichtsfeste Beweise sowieso. Wenn ich ihn erwische, sorge ich dafür, dass er nie wieder Schaden anrichten kann. Sie hoffte, dass sich der Gedanke nicht auf ihrer Miene widerspiegelte. Einen Moment lang war sie verblüfft, dass ihr nicht schon viel eher bewusst geworden war, worin der tiefere, der eigentliche Grund ihres Zögerns lag.
"Das BKA lagert die verdeckten Ermittlungen nicht ohne Grund aus", fuhr Johanna mit gedämpfter Stimme fort. "Je weniger Akten bei ihnen herumliegen, desto besser. Je weniger offizielle Anträge und interne Prüfungen, umso effizienter. Das können und sollten wir uns sogar zunutze machen. Wir gewinnen sehr viel Spielraum und können den Typen auf den Pelz rücken, ohne bei jedem Schritt das Okay des Staatsanwalts einholen zu müssen. Das hat zweifellos viele Vorteile."
"Nun ..."
"Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass eine Spur nach Rostock und Umgebung führt."
"Die kann falsch oder längst erkaltet sein."
"Klar. Oder auch nicht."
Johanna schob ihren Teller beiseite und stand abrupt auf. "Sehen wir uns das Büro der Detektei an? Fünf Minuten Fußweg von hier in Richtung Alter Holzhafen. Eine kleine Wohnung im Dachgeschoss gehört übrigens dazu."
"Ich ..."
"Treffen Sie dort Ihre Entscheidung", unterbrach Johanna sie plötzlich in einem Tonfall, der keinerlei Widerspruch duldete.
BKA-Abteilungsleiterin Magdalena Grimich hatte das gut drei Monate zurückliegende Gespräch mit einem freundlichen Lächeln eingeleitet. Allein das wäre Anlass genug gewesen, sich Sorgen zu machen. Solange Johanna mit Grimich zu tun hatte, waren sie einander in herzlicher Abneigung verbunden, und dienstliche Unterredungen wurden stets in kühlem, häufig barschem Ton geführt. Die elegante, ehrgeizige Grimich hatte in den vergangenen Jahren keine Gelegenheit ausgelassen, Johanna unmissverständlich klarzumachen, dass sie ihren Job nur noch hatte, weil jemand von ganz oben, aus für sie kaum nachvollziehbaren Gründen, schützend seine Hand über sie hielt. Und sie nutzte jede Möglichkeit, Johanna auf Dienstreise zu schicken – am liebsten in Richtung Niedersachsen, wo sie sich inmitten staubiger Aktenberge die Zähne an unaufgeklärten Fällen ausbeißen sollte und häufig im Clinch mit den dortigen Dienststellenleitern lag. Nichtsdestotrotz hatte Johanna einige brisante Fälle aufklären können, was wohl niemanden mehr wunderte und wurmte als Grimich.
Johanna setzte sich, als ihre Vorgesetzte mit einer knappen Geste auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch wies: "Kaffee?"
Johannas Augen weiteten sich. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Grimich ihr je einen Kaffee – oder was auch immer – angeboten hatte, und nickte irritiert. Grimich bestellte telefonisch zwei Tassen Kaffee und eine Schale mit Gebäck.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, dachte Johanna perplex. Ich habe den größten Mist aller Zeiten gebaut, Grimich holt zum finalen Gegenschlag aus und wirft mich achtkantig raus, nachdem sie mich zuvor mit falscher Freundlichkeit aufs Glatteis gelockt hat. Oder Grimich wird befördert und hat nie wieder etwas mit mir zu tun. Das muss sie feiern – mit einem letzten Treffen, bei dem sie alle Register zieht, um sich an meiner Verblüffung zu weiden. Johanna schüttelte innerlich den Kopf über ihre abstrusen Spekulationen.
Die Sekretärin servierte kaum eine Minute später den Kaffee und Johannas Lieblingsgebäck. Die Kommissarin griff sofort beherzt zu, ließ Grimich aber nicht aus den Augen.
"Ihr letzter Fall in Niedersachsen liegt bereits einige Wochen zurück", hob sie schließlich an.
Johanna schluckte, setzte ihre Tasse wieder ab und runzelte die Brauen. "Es gab keinen Fall – also keinen Mordfall. Ich bin auf keinen einzigen brauchbaren Ansatz gestoßen. Der Braunschweiger Geschäftsmann hat sich augenscheinlich selbst erhängt. Etwas anderes ließ sich nicht ermitteln, auch wenn mich das Ergebnis nicht unbedingt zufriedenstellte."
Peter Librecht, Anfang vierzig, Familienvater, Immobilienbranche, fügte Johanna in Gedanken hinzu. Sie hätte schwören können, dass der Mann ermordet worden war, weil er sich mit den falschen Leuten angelegt hatte. Aber die Lage war undurchsichtig geblieben, weil niemand reden wollte, die Spuren ließen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu, und sie hatte unverrichteter Dinge wieder abreisen müssen. Das war höchst unbefriedigend, passierte aber hin und wieder mal.
Grimich lächelte erneut. "Das soll nicht Gegenstand unserer Unterredung sein. Ich teile Ihre Einschätzung, dass mehr dahintersteckte, aber es geht mir um einen anderen Aspekt. Librecht hatte, wie Sie ja wissen, Drogen konsumiert."
"Eine synthetische Partydroge, Ecstasy, und einiges andere in einer ziemlich fiesen Zusammensetzung", bestätigte Johanna. "Das Screening ergab allerdings, dass er nicht sonderlich viel genommen hatte, und der Rechtsmediziner meinte ..."
Grimich winkte ab. "Dass die Suizidgefahr natürlich erhöht sein kann, wie bei vielen Drogen, erst recht in der Mischung mit anderen Substanzen. Dennoch ist nicht zwingend von einer Selbsttötungsgefahr auszugehen – ich kenne die Akte."
Anscheinend sogar die Details. Johannas Verblüffung wuchs von Minute zu Minute.
"Stutzig macht in diesem Zusammenhang etwas anderes", fuhr Grimich fort. "Die Droge taucht in genau dieser gepanschten Kombination nicht zum ersten Mal auf. Bei einer jungen Frau, die vor knapp zwei Jahren in Polen als vermisst gemeldet worden war und wenige Tage später bei Pirna, einige Kilometer südlich von Dresden, tot aus der Elbe geborgen wurde, konnte eine ganze Menge davon nachgewiesen werden. Unser Drogenexperte ist sicher, dass das Gemisch aus ein und demselben Labor beziehungsweise aus der Hand eines Chemikers stammt."
Interessant, aber worauf will sie eigentlich hinaus? Die Tatsache, dass ein Drogengemisch republikweit vertrieben wurde, war so ungewöhnlich nicht, überlegte Johanna. Librecht hatte hin und wieder Drogen zur Stimulanz genommen, vornehmlich auf Partys, vielleicht auch mal zur Leistungssteigerung im stressigen Berufsalltag, doch er war alles andere als ein Junkie gewesen, sondern ein erfolgreicher Geschäftsmann und Familienvater. So viel, immerhin, hatte sie herausgefunden.
"Die junge Frau ist weder durch Suizid noch aufgrund eines Unfalls oder im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch gestorben", fuhr Grimich konzentriert fort. "Marta Jankowski, achtzehn Jahre alt, wurde gequält, vergewaltigt, brutal ermordet und anschließend in die Elbe geworfen. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass sie aus ihrem Heimatort direkt hinter der Grenze östlich von Dresden entführt worden war. Ein Zeuge war sicher, mitbekommen zu haben, wie die Frau von drei Männern in ein Lokal gebracht wurde. Er hatte den Eindruck, dass da irgendwas nicht stimmte, wie er sich ausdrückte – ohne das konkreter beschreiben zu können. Bei Befragungen im Umkreis der Gaststätte konnte sich zunächst niemand an etwas Ungewöhnliches erinnern, doch ein anonymer Hinweis sorgte schließlich für eine heiße Spur. Die Ermittler konnten kurze Zeit später einen gewissen Bruno Teith und zwei seiner Leute identifizieren."
Johanna konnte mit dem Namen nicht das Geringste anfangen.
"Teith hat vor vielen Jahren als Diskothekenbetreiber angefangen, inzwischen hält er, zum Teil über Mittelsmänner und verzweigte Unternehmensbeteiligungen, bundesweit Geschäftsanteile an unterschiedlichsten Lokalitäten – auch in Braunschweig. Außerdem betreibt er einen Cateringservice für exklusive Kundschaft."
(Continues...)
Excerpted from Todesstrand by Katharina Peters. Copyright © 2016 Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin. Excerpted by permission of Aufbau Digital.
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